Das Thema „neue Führung“ ist verstärkt in der Wahrnehmung von Unternehmern und Führungskräften angekommen. In unseren Change Projekten sprechen wir mit Menschen in Führungspositionen intensiv darüber, welche Auswirkungen der Paradigmenwechsel in der Arbeitswelt auf ihre eigene Rolle hat. Die Bereitschaft zu einer neuen Führungskultur ist wichtige Voraussetzung für die notwendigen Veränderungen im Unternehmen. Dies wird inzwischen auch von traditionellen Unternehmen erkannt, die nicht “digital” als Kerngeschäft betreiben. Auf der anderen Seite sorgt das Thema aber auch für viele Fragezeichen bei Vorständen und Abteilungsleitern, die unsicher sind, wie sie dieser Herausforderung begegnen sollen.

Die Führungskraft als Netzwerkmanager ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für die Veränderung zu neuen Arbeitsweisen. Dieser Zielgruppe gehört daher ein wesentliches Augenmerk unserer Projektarbeit. Oft steht die Ausgangsfrage im Mittelpunkt, welche Fähigkeit die wichtigste sei, die eine Führungskraft in Zeiten der Digitalisierung innehaben muss. Darauf kann es keine allgemeingültige Antwort geben: Je nach Position, Art und Größe des Unternehmens oder der Abteilung als auch abhängig von der vorhandenen Firmenkultur wird die Anforderung der Rolle unterschiedlich geprägt sein. Dennoch gibt es aus meiner Sicht eine Eigenschaft, ohne die „neues Führen“ nicht funktionieren kann: Digitale Empathie.

Visionen und kommunikative Fähigkeiten reichen nicht

Für jede Führungsperson ist es eine wichtige Fähigkeit, visionäre Gedanken zu entwickeln und ihre Vorstellungen und Ziele verständlich und nachvollziehbar zu kommunizieren. Die Bereitschaft, Ideen offen zur Diskussion zu stellen, Kritik anzunehmen, diese zu verarbeiten und in die Bewertung der eigenen Vorstellungen mit einfließen zu lassen, gehört ebenso zum Profil des modernen Managers. Visionärer und offener Führungsstil alleine reichen heutzutage aber nicht mehr aus. In den vergangenen Jahren habe ich oft erlebt, dass erfolgreiche Unternehmen und Teams vor allem von Personen geleitet werden, die ein besonderes Gespür für die Emotionen und sozialen Bedürfnisse der Menschen, mit denen sie zusammenarbeiten, besitzen.

Dieser Aspekt wird meines Erachtens für den Erfolg der Führungskraft der Zukunft entscheidend sein. Nur durch digitale Empathie und medienkompetentes Verhalten in der Zusammenarbeit wird sie die notwendige Akzeptanz bei ihren Teams und den Menschen im Unternehmen erreichen und als authentische Führungsperson anerkannt werden.

Diese soziale Intelligenz ist für die zukünftige Rolle des Leaders als Netzwerkmanager eine wichtige Eigenschaft. Im Zeitalter von Digital Work wird es jedoch noch zusätzlich darauf ankommen, die Emotionen, Stimmungen und Bedürfnisse auch auf digitalem Weg zu erkennen: “Wie tickt dieser Mensch, den ich nur durch Emails und Messages kenne? Wofür interessiert er sich? Was sind seine Bedürfnisse?” oder “In welcher Stimmung ist die Person gerade? Ist sie für mein Thema jetzt empfänglich?” Die eigene Kommunikation und Reaktionen müssen darauf abgestimmt erfolgen. Insbesondere bei der Nutzung von digitalen Kanälen und Plattformen im Unternehmen werden Leader besondere Vorbildfunktion innehaben und mit ihrem Verhalten die digitale Kommunikationskultur des Unternehmens prägen.

Der Weg zum Digital Leader

Die jüngeren Generation verfügt bereits über langjährige Erfahrungen aus dem privaten Umgang mit sozialen Netzwerken. Diese Fähigkeiten gilt es in den Unternehmen zu nutzen und weiter zu fördern. Dennoch bedeutet dies nicht, dass diese Generation heutige Führungskräfte kurzfristig ersetzen wird: Das „neue Führen“ erfordert auch weiterhin klassische Managementerfahrungen und -fähigkeiten. Nicht jeder Netzwerker ist eine Führungspersönlichkeit.
Vielmehr müssen sich Menschen in Führungspositionen der veränderten Herausforderung bewusst werden und sie annehmen. Aufgrund der Individualität kann es kein Handbuch oder vorgefertigten Leitfaden als Blaupause für alle geben. Digitale Empathie ist eine persönliche Weiterentwicklung. Sie wird nicht von heute auf morgen geschehen. In unseren Projekten begleiten wir Führungskräfte auf diesem Weg und lernen selbst tagtäglich dazu. Daher freue ich mich jederzeit über den Austausch und Anregungen zum Thema.

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